Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Die E-Gitarre wurde seit Beginn Ihrer Entstehung immer wieder verändert, modifiziert und verbessert. Herausgekommen sind verschiedene E-Gitarren-Typen, die sich anhand ihrer Bauform gut voneinander unterscheiden lassen. Die Wichtigsten stellen wir dir hier vor.
Diese E-Gitarren Formen gibt es
Welche Form ist die Richtige für mich?
Die Wahl der Gitarrenform ist viel mehr als nur eine Entscheidung zur Optik deines Instruments. Die Korpusform und Bauweise der E-Gitarre hat teilweise erhebliche Auswirkung auf Bespielbarkeit, Sound und Feeling des Instruments. Wir stellen dir die wichtigsten Formen mit ihren Besonderheiten vor und verraten auch, wodurch sich die unterschiedlichen Gitarrentypen voneinander unterscheiden.
Man unterscheidet bei E-Gitarren zwischen folgenden Grundtypen:
ST-Style (z.B. Stratocaster): Gitarren der ST-Form sind echte Allrounder, man findet sie in den meisten Musikstilen. Besonders bekannte Musiker, die für den Einsatz von ST-Style Gitarren berühmt sind, hören auf Namen wie Eric Clapton, John Mayer oder Jeff Beck. Der Sound der ST-Modelle ist besonders klar und durchsetzungsstark, ohne zu sehr höhenbetont zu sein. Berühmte Modelle dieser Bauart sind etwa die Fender Stratocaster (und die Squier-Alternative), die neue PRS John Mayer Signature oder die Squier Bullet Strat.
T-Style (z.B. Telecaster): Berühmte Beispiele von E-Gitarren im T-Style ist die Fender Telecaster oder die Charvel San Dimas. Im Laufe der Zeit wurden die Gitarren so häufig verändert und an die aktuellen Bedürfnisse angepasst, dass sich Modelle für alle Musikstile finden.
Währen die klassische Telecaster besonders bei Country- und Rockgitarristen beliebt sind, erfreuen sich moderne Interpretationen der T-Modelle auch bei Metal- und Fusiongitarristen großer Beliebtheit. So sind Namen wie Bruce Springsteen, Joe Duplantier oder Keith Richards nur einige Beispiele von großartigen T-Modell-Fans.
LP-Style (z.B. Gibson Les Paul): Mit Gitarren der LP-Form werden insbesondere Musiker der Genres Blues, Rock und Metal assoziiert. Trotzdem sind die Gitarren extrem flexibel einsetzbar und decken seit der Erfindung der Les Paul alle Bereiche des musikalischen Spektrums ab. Besonders bekannt sind die Modelle der Les Paul von Gibson und Epiphone, sowie die Eclipse-Serie des Herstellers ESP. Mit Musikern von James Hetfield von Metallica über Slash bis hin zu John Fogerty ist die Riege der LP-Modell Nutzer ebenso hochkarätig, wie bei ST- und T-Modellen.
SG-Style (z.B. Gibson SG): Die bekanntesten Modelle der SG-Form sind die Gibson SG, die ESP Viper und die Epiphone Varianten der SG. Aber auch andere Hersteller wie Harley Benton, Maybach oder FGN bieten Modelle der SG-Form an. Mit Angus Young von ACDC und Pete Tonwhend von The Who seien nur zwei berühmte Vertreter der SG-Nutzer genannt.
Paul Reed Smith (PRS) Gitarre: Als der Gitarrenbauer Paul Reed Smith anfing, seine eigenen Instrumente zu entwerfen, standen für ihn zwei Punkte im Vordergrund: Hochwertige, handgemachte Verarbeitung und exzellente Bespielbarkeit der einzelnen Instrumente. Im Laufe der Firmengeschichte entstanden so die unterschiedlichsten Modelle – Single Cut, Hollowbody, Semi-Hollow und Double-Cut Modelle. Eine Besonderheit: Die Mensur der PRS Gitarren liegt genau zwischen Gibson und Fender – für viele Gitarristen der magische „Sweetspot“.
Semiakustik E-Gitarre (Hollow- und Semi-Hollowbody): Das Beste aus beiden Welten miteinander vereinen – dieser Versuch steht hinter der Semi Hollow Bauweise. Die Gitarren dieses Typs setzen auf eine massive Bauweise des Korpus mit großflächigen Ausfräsungen unter der Decke und klassischen Schalllöchern.
Durch diesen Konstruktionstyp können die luftig-eleganten Klänge der Hollow Body Gitarre mit der Feedback-Sicherheit und Haptik der Solid Body E-Gitarre kombiniert werden. Viele der bekanntesten Gitarrenmodelle wie Les Paul oder Telecaster werden in Semi Hollow Varianten angeboten und bieten interessante Klangvariationen.
Auch akustisch liegen die Gitarren in der Mitte: Lauter und präsenter als Solid Body Instrumente, aber weniger „vollwertig“ als reine Hollow Bodies klingen sie ausgewogen und eignen sich auch zum unverstärkten Proben und Üben.
Heavy-Gitarren: Modelle, die besonders auf den Anspruch von Metal-Gitarristen zugeschnitten sind – aktive Humbucker und aggressiver Designs inklusive. Zum Beispiel Gibson Flying V oder Gibson Explorer.
Archtop-Gitarren: Aufwendig produzierte E-Gitarren, die keinen massiven Korpus haben. Besonders bei Jazz-Gitarristen beliebt.
Baritone-Gitarren: E-Gitarren mit einer längeren Mensur, die besonders bei Gitarristen beliebt sind, die das Bass-Spektrum der Gitarre erweitern wollen.
Superstrat Gitarren: An die ST-Modelle angelegte Gitarren, die jedoch meist mit zwei Humbuckern ausgestattet sind und sich an der Spielweise moderner Metal- und Rockgitarristen orientiert.
Welche Unterschiede gibt es noch?
Außer dass eine andere Korpusform unterschiedliche Klangeigenschaften zur Folge hat, sorgt die andere Bauart noch für mehr Unterschiede:
- Ergonomie: Unterschiedliche E-Gitarren-Designs und Korpusformen beeinflussen die Haltung und Ergonomie beim Spielen der Gitarre.
- Gewicht: Die Art und Menge des verbauten Holzes sorgt je nach Korpusform für ein anderes Gewicht.
- Bespielbarkeit: Die Handhabung einer E-Gitarre und ihr Gewicht wirken sich auch auf die Bespielbarkeit einer E-Gitarre aus.
Welche E-Gitarren Bauarten gibt es?
Für den Body einer E-Gitarre gibt es verschiedene Bauarten und Materialien.
- Solid Body: Die meisten E-Gitarren werden heute mit einem soliden Holzkorpus hergestellt, auf dem die Hardware und die Tonabnehmer installiert werden. Während einige Hersteller auf unterschiedliche Kombinationen von Tonhölzern setzen (z.B. die typische Les Paul Mischung aus Mahagoni und Ahorn), legen andere Wert auf möglichst einheitliche Korpusmaterialien. Typische Vertreterinnen der Solid Body Bauweise sind die Gibson Les Paul, Telecaster und Stratocaster von Fender oder die Ibanez RG Serie.
Die Solid Body Bauweise hat den Vorteil, dass die Instrumente nicht anfällig gegenüber Rückkopplungen der Tonabnehmer sind. Auch bedingt die solide Bauweise, dass die E-Gitarren größeren Belastungen standhalten – harte Bühneneinsätze und exzessive Jamsessions inklusive.
- Hollow Body: Die Produktion und Verarbeitung von Hollow Body Gitarren orientiert sich an der traditionellen Bauweise von akustischen Instrumenten. Die Gitarren dieser Bauart verfügen über eine große Hohlkammer und eine schwingende Decke – dementsprechend lauter klingen diese Instrumente, werden sie akustisch gespielt.
Hollow Body Gitarren sind vorrangig in ruhigeren, clean eingestellten Gitarrensounds eingesetzt. Durch die Neigung zum Feedback ist beim verstärkten Liveeinsatz Fingerspitzengefühl gefragt: Durch die (gewollte) Resonanz der Gitarre können die Frequenzen der Pickups überschnitten werden und so die ungeliebten Feedbacks entstehen.
Die Bauformen in der Übersicht
Name | Modell-Abkürzung | Bezeichnung | Cutaways |
---|---|---|---|
ST-Modell | ST | Stratocaster | Double Cut (2x) |
T-Modell | T | Telecaster | Double Cut (2x) |
LP-Modell | LP | Les Paul | Single Cut (1x) |
SG-Modell | SG | z.B. Gibson SG | Double Cut (2x) |
ST-Modelle
Schon der Name lässt es vermuten: ST-Modelle orientieren sich in ihrem Aufbau grob an der legendären Fender Stratocaster, die Fender in den späten 1950er Jahren entwickelte. Instrumente der ST-Form verfügen meist über zwei Cutaways, die das Spielen in hohen Lagen vereinfachen, einen geschraubten Hals und drei Singlecoil-Tonabnehmer.
Die meisten ST-Gitarren werden mit einem 5-Wege-Bladeswitch ausgestattet, der unterschiedliche Kombinationen der Tonabnehmer ermöglichen. Häufig werden ST-Modelle mit einem Esche- oder Erlekorpus konstruiert und mit einem Ahornhals ausgestattet – ganz so, wie es das Original von Fender vorgemacht hat.
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T-Modelle
Auch bei den T-Modellen hat Fender bei der Entstehung und Namensgebung seine Finger im Spiel. Pate für diese Modellarten steht die erste in Serie produzierte Solidbody E-Gitarre, die Fender Telecaster.
Im Gegensatz zu den ST-Modellen sind Gitarren der T-Modelle eher spartanisch ausgestattet: Ein einzelnes Cutaway auf der Treble-Seite der Gitarre, ein gerader Korpus ohne Konturfräsungen und zwei Singlecoil Tonabnehmer machen diese Gitarren zu echten Arbeitstieren. Die einfache Schaltung mittels eine Drei-Wege-Schalters (Toggle-Switch) ermöglicht eine große tonale Vielfalt, ohne zu kompliziert oder anfällig zu werden.
Mit einem relativ massiven Korpus aus Esche oder Erle verwenden die T-Modelle ebenfalls eine geschraubte Verbindung zwischen Korpus und Hals. Die Hälse der T-Style Gitarren werden in der Regel aus Ahorn gefertigt und geben den Gitarren eine klaren und akzentuierten Klang, der etwas drahtiger und roher wirkt, als etwa bei ST-Modellen.
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LP-Modelle (Single-Cut)
Mit den LP-Modellen haben unterschiedlichste Hersteller ihre Interpretation der Gibson Les Paul vermarktet. Die als Single-Cut Modell entworfene Gitarre verfügt im Gegensatz zu den Gitarren der ST- und T-Modellen in den meisten Fällen über zwei Humbucker und einen Mahagonikorpus. Um dem Klang der Gitarre ein wenig mehr Durchsetzungskraft und Attack zu geben, verwenden die meisten Hersteller eine aufgeleimte Ahorndecke. In der Kombination aus Mahagoni, Ahorn und Humbuckern entsteht ein sehr kräftiger und starker Ton, der besonders im Overdrive sahnig und rund klingt.
Die Gitarren der LP-Modelle verfügen oftmals über einen geleimten Hals, der die Schwingungen der Saiten perfekt auf den Korpus überträgt. Elektronisch geht es bei den Modellen der LP-Gitarren eher klassisch zu: Zwei Tone-Regler pro Pickup, zwei Lautstärkeregler und ein Drei-Wege-Schalter übernehmen die Soundmodulation.
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SG-Modelle (Double Cut)
Die SG-Modelle entwickelten sich aus der Arbeit von Gibson am Nachfolger der Les Paul, der Gibson SG. Die Gitarren der SG-Typen werden meist mit einem etwas raueren Klang verbunden, als es bei LP- oder ST-Modellen der Fall ist. Mit zwei Humbuckern und einem Drei-Wege-Toggleswitch sind die SG-Modelle elektrisch ähnlich aufgebaut, wie die LP-Modelle. Durch die Verwendung von zwei Cutaways (daher auch als Double-Cut-Modelle bezeichnet), ist die Ergonomie in den höheren Lagen besser und die Gitarren sind insgesamt deutlich leichter. Die Hälse der SG-Modelle sind in den meisten Fällen ebenfalls geleimt und damit direkt mit dem Korpus verbunden.
Bei den meisten Modellen der SG-Bauform wird zudem auf eine Ahorndecke verzichtet – der Klang der SG ist dadurch noch direkter und kräftiger. Daher hat sich der Sound der SG-Modelle besonders bei Rock- und Hardrock Gitarristen schnell zum Favoriten gemausert.