Gitarrenverstärker sind, neben der E-Gitarre selbst, eines der wichtigsten Elemente, wenn es um DEN Sound geht. Als wohl berühmtesten Hersteller von Gitarrenverstärkern, möchten wir euch die britische Firma Marshall Amplification vorstellen.
Die Verstärker des 1962 gegründeten Unternehmens wurden bereits früh von den Vorstellungen berühmter Gitarristen geprägt. So war The Who-Gitarrist und Gibson SG-Zerstörer Pete Townshend einer der wichtigsten Kollaborateure und Wegbereiter des 1964 erschienenen Marshall „Plexi“ Röhrenverstärker.
Später verhalf kein Geringerer als Eric Clapton dem ersten Marshall Combo-Verstärker („Bluesbreaker“) zum Durchbruch. Seit diesem Zeitraum gelten die Verstärker aus dem Hause Marshall besonders im Rock und Bluesrock als Goldstandard und werden auch heute noch von vielen Gitarristen geliebt.
Marshall-Verstärker
Marshall hat sich im Laufe der Jahrzehnte vom kleinen Garagenbetrieb zum weltweit führenden Hersteller von Gitarrenverstärkern gemausert. Die Fertigungsstätten der Verstärker liegen schon lange nicht mehr ausschließlich in Großbritannien, besonders die günstigeren Einsteiger-Serien der MG-Serie werden heute in Fernost hergestellt.
Mit Künstlern wie Eddie Van Halen, Angus Young, Jeff Beck, Dave Murray, John Frusciante oder Slash werden Marshall Verstärker von den absoluten Größen der Rockmusik gespielt – bis heute.
Jeder kennt sie: Riesige Türme aus Marshall Boxen, an denen diverse 100-Watt-Monster angeschlossen sind. Besonders in der Rock-Welt werden diese Varianten der Marshalls gespielt, doch es gibt auch andere Versionen des beliebten Verstärkers. Marshall bietet neben klassischen 100 und 50 Watt Verstärkern auch diverse Varianten mit 40, 20 oder sogar nur 1 Watt an. Die Auswahl ist gigantisch!
Neben der reinen Lautstärke sagt die Wattzahl eines Verstärkers hauptsächlich etwas zur Stromaufnahme aus – bei Röhrenverstärkern führt eine geringere Wattzahl zu einer schnelleren Verzerrung bei niedrigerer Lautstärke.
Marshall bietet mit seinen Verstärkern den passenden Ton für jeden Gitarristen – in ungeahnter Vielfalt. Um einen Überblick zu erhalten, in welchen Bauformen Marshall seine Verstärker anbietet, haben wir euch eine kurze Übersicht zusammengestellt:
Moderne Marshall-Verstärker
Weltweit stellt kein Unternehmen so viele Gitarrenverstärker her, wie Marshall. Im Produktkatalog befinden sich einige besonders berühmte Modellreihen, die wir euch an dieser Stelle näher vorstellen möchten.
Mit einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Pfund ist Marshall ein wahres Amp-Imperium. Wir haben euch einige weitere, aktuelle Verstärkermodelle vorgestellt:
Marshall Röhrenverstärker
Bei Marshall werden in den hochklassigen Serien vor allem klassische Röhrenverstärker gebaut. Diese verarbeiten das Signal der Gitarre mittels Vakuumröhren – eine rein analoge Tonerzeugung also. Diese Technik wird vor allem von Gitarristen favorisiert, die einem klassischen Ton nachjagen.
Marshall DSL Serie
Nicht nur in den 60er Jahren baute Marshall besondere Verstärker: Mit der DSL Serie startet Marshall 2012 eine der erfolgreichsten Serien für das Unternehmen. Die Serie bietet eine riesige Vielfalt und reicht von 1 Watt Übungsverstärkern bis zu 100 Watt Topteilen.
Mit zwei Kanälen (Clean und Overdrive) und klassischer 4-Band-Equalizer Einstellung ist die klangliche Vielfalt der Verstärker enorm. Durch Modelle mit einem Effekt-Loop lassen sich neben im Verstärker integrierten Klangmodulationen auch umfangreiche Effektgeräte anschließen.
Mit Künstlern wie Gary Moore, Jeff Beck und Gary Holt spielen Marshall DSLs von Blues bis Thrash Metal in allen Genres mit.
Marshall Studio Serie
Erst 2019 ist Marshall mit der Studio-Serie auf den Markt gekommen. Die 20-Watt Amps, die sich soundtechnisch an den großen Vorbildern der klassischen Verstärker bedienen, sollen dank moderner Verdrahtung besonders für Studioaufnahmen bei geringerer Lautstärke geeignet sein. Mit Leistungsreduzierung auf 5 Watt, FX Loop und D.I.Out-Ausgang machen sie auch bei geringeren Lautstärken „echten“ Röhrensound. Die Verstärker der Studio-Serie werden komplett in Großbritannien gebaut und in verschiedenen Combo-Versionen angeboten.
Marshall Modelling-Verstärker
Die Kombination aus Marshalls renommierter Verstärkerqualität und fortschrittlichen Modelling-Technologien bietet den Spielern eine beeindruckende Palette an digitalen Verstärkersimulationen und Effekten.
Marshall Code Serie
Marshall steht einerseits für Vintage-Sound und Röhrentechnik, verschließt sich aber auch der modernen Technik nicht. Mit der CODE Serie setzt der Hersteller aus GB auf die Erfahrung von Softube, wenn es um die Erstellung von digitalen Modelling Verstärkern geht. Die Geräte verfügen über mehrere Schnittstellen wie USB und Bluetooth und können auch mit iOS bzw. Android-Apps bedient werden.
Marshall Transistor-Verstärker
Bei Transistortechnik handelt es sich um Halbleiter-Platinen, die den Ton erzeugen. Durch ihre Bauart sind sie deutlich weniger anfällig und günstiger zu produzieren, manche Musiker bemängeln jedoch einen zu „künstlichen“ Ton.
Marshall MG Serie
Mit der MG Serie bedient Marshall besonders Einsteiger. Mit Transistorverstärkern zwischen 10 und 100 Watt werden preiswerte Amps in Fernost hergestellt, die meist mit digitalen Effekt-Sektionen ausgerüstet werden. Die Bauweise der Verstärker unterscheidet sich je nach Ausführung.
Marshall Topteile
Marshall Topteile sind legendär für ihre kraftvollen, charakteristischen Klänge und haben die Musikgeschichte maßgeblich geprägt. Das Sortiment umfasst sowohl Röhren- als auch Transistor-Modelle und reicht von Einsteigerlösungen bis hin zu Profi-Ausstattungen.
Beliebte Serien wie JCM, JVM und Plexi bieten Gitarristen vielfältige Möglichkeiten, den perfekten Sound für ihre Bedürfnisse zu finden. Mit einem Marshall Topteil erhält man nicht nur großartige Klangqualität, sondern auch ein Stück Musikgeschichte.
Marshall Akustik-Verstärker
Akustik-Verstärker von Marshall bieten hervorragende Klangqualität und eine beeindruckende Wiedergabetreue für akustische Instrumente. Diese speziell entwickelten Verstärker, wie die aus der AS-Serie, sind darauf ausgelegt, die natürlichen Klangfarben von Akustikgitarren oder anderen Saiteninstrumenten zu verstärken und zu erhalten.
Ausgestattet mit nützlichen Funktionen wie Equalizern, integrierten Effekten und mehreren Kanälen, ermöglichen sie es Musikern, ihren Sound präzise zu gestalten und an unterschiedliche Bühnen- oder Raumbedingungen anzupassen. Mit einem Marshall Akustik-Verstärker erhalten Gitarristen ein zuverlässiges und leistungsstarkes Tool für beeindruckende akustische Auftritte.
Marshall Acoustic Serie
Die Verstärker der Acoustic Serie sind für Musiker gedacht, die einen reinen, resonanzarmen Ton wünschen. Besonders bei der Nutzung von Akustikgitarre lassen die Verstärker sich sehr weit ohne Verzerrung regeln – auch eine Nutzung von Gesangsmikrofonen ist mit diesen Verstärkern möglich.
Ältere Marshall-Amp Serien
Marshall Amp-Serien, die nicht mehr produziert werden, haben einen besonderen Platz in der Musikgeschichte, da sie das Fundament für den legendären Marshall-Sound legten. Serien wie die Super Lead, Bluesbreaker und Silver Jubilee haben einige der einflussreichsten Gitarristen der Rock- und Bluesmusik unterstützt.
Trotz der Einstellung ihrer Produktion sind diese Amps weiterhin bei Vintage-Liebhabern und Sammlern sehr gefragt, die ihre außergewöhnliche Klangqualität und das einzigartige Spielgefühl zu schätzen wissen. Diese klassischen Verstärker verkörpern das musikalische Erbe und die Innovation von Marshall.
Marshall Astoria Serie
Mit der Astoria Serie verbindet Marshall klassische Röhren-Sounds mit moderner Technik. Die Amps werden nicht in Massenproduktion hergestellt, sondern per Hand verdrahtet. Die Verstärker der Astoria Serie liegen preislich bei 2-3.000 Euro und werden in drei Varianten angeboten, dem Astoria Classic, Astoria Custom und Astoria Dual.
Marshall JTM Serie
Die ersten Verstärker, die durch Marshall explizit für die E-Gitarre entwickelt wurden, trugen die Bezeichnung JTM. Diesel Buchstabenkombination steht für den Firmengründer Jim und dessen Sohn Terry Marshall.
Im Grunde war der erste Verstärker, der JTM45, eine Kopie des damals bereits etablierten Fender Bassman und nutzte zunächst KT66 Röhren. Später entwickelte Marshall jedoch diverse Variante des JTM – hier wurden unterschiedlichste Kombinationen aus Röhren und Leistungsklassen durchmischt.
Die Verstärker der JTM Serie nutzen zwei Kanäle mit den Bezeichnungen „Normal“ und „High Treble“. Eine Besonderheit dieser Spaltung ist, dass beide Kanäle über jeweils zwei Eingänge verfügen, die jedoch über eine sogenannte Brücke verbunden werden können. Mit einer im Verstärker integrierten 4-Band-Equalizer Funktion (Middle, Treble, Bass und Presence) lassen sich die Sounds der Marshalls stark individualisieren und Besonderheiten einzelner Instrumente ausgleichen bzw. unterstreichen. Das Chassis der Verstärker wurde per Hand aus Aluminium gefertigt, die Front des Verstärkers aus Plexiglas, daher die Bezeichnung „Plexi“.
Der Sound der ersten JTM Verstärker wird bis heute als reiner, klassischer Marshall-Sound bezeichnet: Seine raue und ungeschliffene Präsenz war und ist Markenzeichen der britischen Verstärker-Schmiede. Als berühmtestes Beispiel des Sounds gilt wohl der folgende Song:
Eric Clapton (John Mayall’s Bluesbreakers) – Hideaway.
Marshall JMP Serie
Die nächste Überarbeitung der JTM-Serie brachte auch eine neue Bezeichnung der Verstärkermodelle mit sich. Unter dem Namen Jim Marshall Products entstanden Klassiker wie der JMP100 Super Lead oder die Master Volume Lead Modelle.
Die nun in Serie gefertigten Verstärker verfügten nicht mehr über das handgearbeitete Aluminiumgehäuse, sondern wurden maschinell aus Stahl gebaut. Die Plexiglas-Abdeckung wurde durch die bis heute berühmte Oberfläche aus gebürstetem Aluminium ausgetauscht.
Besonders integrierte, technische Lösungen wie ein Tremolo und immer mehr Leistungsvarianten machten die Marshalls der späten 60er Jahre für viele Künstler interessant. Eine deutlich größere Bandbreite an Combo-Verstärkern kam auf den Markt, wie etwa die berühmten 2203 / 2204 Combos mit 50 bzw. 100 Watt.
Der wohl bekannteste Song, der den neuen Marshall Super Lead Sound am besten einfing und berühmt machte, ist Eddie Van Halen – Running With the Devil.